Gutartige Prostatavergrößerung (BPH) | Urologie Köln - Klinik LINKS VOM RHEIN

Benigne Prostatahyperplasie (BPH)

Beschreibung

Beschwerden durch eine gutartige Prostatavergrößerung werden häufig als Blasenschwäche des Mannes bezeichnet. Sie ist unter Männern ab dem 4.Lebensjahrzehnt ein weit verbreitetes Leiden.

 

Über 4,5 Millionen Männer leiden in Deutschland unter behandlungsbedürftigen Symptomen des unteren Harntraktes.

Die häufigsten Symptome sind:

  • Häufiges Wasserlassen, besonders nachts
  • Schwacher Harnstrahl
  • Nachtröpfeln
  • Plötzlicher schwer zu kontrollierender Harndrang
  • Gefühl, die Blase nicht ganz entleert zu haben
  • Harnstottern

 

 

Diese Symptome fassen Urologen in einem Fragebogen zusammen und bewerten deren Häufigkeit. Er heißt Internationaler Prostata Symptom Score (IPSS) . Anhand einer Punktzahl lässt sich grob abschätzen, wie sehr man persönlich betroffen ist. Dieser Fragebogen wird von Urologen weltweit als Instrument zur subjektiven Abschätzung der Beschwerden eingesetzt. Allgemein wird empfohlen, dass ab einer Höhe von 8 Punkten eine Therapie eingeleitet werden sollte.

 

Untersuchungen

Neben den allgemeinen körperlichen Untersuchungen und der Auswertung des Fragebogens (IPSS) sind Urinuntersuchungen, eine Urinstrahlmessung und ein Ultraschall der Blase, der Nieren sowie der Prostata notwendig. Die Prostata wird heute standardmäßig vom After aus mit Ultraschall dargestellt, der so genannte transrektale Ultraschall (TRUS). In manchen unklaren Fällen muss auch eine Blasendruckmessung oder Urodynamik durchgeführt werden, um Klarheit im Krankheitsbild zu bekommen. Sollte eine Operation notwendig werden, so ist neben dem Labor mit der Bestimmung des PSA auch eine Blasenspiegelung erforderlich.

 

Behandlung

Typisch für die gutartige Vergrößerung der Prostata, in der Fachsprache auch als BPH (Benigne Prostata-Hyperplasie) oder BPS (Benignes Prostata-Syndrom) bezeichnet, ist das wechselhafte Muster der Beschwerden. Sie können in vielen Fällen auch ohne eine Operation gelindert werden. Dauer, Art und Ausprägung der Symptome spielen für die Wahl des Behandlungsverfahrens eine entscheidende Rolle. Bei leichten Krankheitszeichen kann unter regelmäßiger ärztlicher Kontrolle zum Teil auch abgewartet werden. Werden die Beschwerden aber stärker, so muss behandelt werden. Die Therapie mit Medikamenten kann eine ganze Zeit lang helfen, bedingt aber eine dauerhafte tägliche Tabletteneinnahme und in vielen Fällen muss dann später doch noch die Prostata durch einen Eingriff verkleinert werden.

 

Was kann ich selbst tun um besser Wasser zu lassen?

  • Sprechen Sie bitte mit Ihrer/m Urologin/Urologen über die bei Ihnen vorliegenden Beschwerden beim Wasserlassen. Diese/r kann den Schweregrad festzustellen und die Prostata untersuchen. Bei geringen oder milden Beschwerden können Veränderungen im Verhalten Ihre Miktionsbeschwerden lindern.
  • Wenn Sie vor allem nachts häufig auf die Toilette müssen, dann reduzieren Sie bitte Ihre Trinkmenge vor dem zu Bett gehen. Bitte beachten Sie, dass eine Trinkmenge von 1,5l pro Tag nicht unterschritten werden sollte.
  •  Verzichten oder verringern Sie die Menge an Koffein und Alkohol, denn diese erhöhen die Urinmenge und damit Ihre Beschwerden.
  • Überprüfen Sie gemeinsam mit Ihrem Hausarzt und Urologen Ihre Medikamente.
  • Nach persönlicher Beratung können weitere Verhaltensmaßnahmen empfohlen werden.
  • Trotz der Verhaltensänderungen können sich die Beschwerden des Wasserlassens weiter verschlechtern und eine fortführende Behandlung somit notwendig werden.

Welche Medikamente lindern die Beschwerden der gutartigen Prostatavergrößerung?
Abhängig von Ihren Beschwerden, können Medikamente eine Linderung verschaffen und das Voranschreiten der gutartigen Prostatavergrößerung verzögern. Die Wahl des Medikamentes richtet sich nach den individuellen Beschwerden, der Beschaffenheit der Prostata und wird je nach Verträglichkeit und Verbesserung der Beschwerden eingesetzt. Sprechen Sie hierzu mit Ihrer/m Urologin/Urologen

Phytotherapie – Pflanzenextrakte

Pflanzliche Arzneimittel wie Extrakte aus Sägepalmfrüchten, Brennnesselwurzeln, Kürbissamen, Roggenpollen sowie Phytosterol-haltige Präparate werden bei einer gutartige Prostatavergrößerung und dem benignen Prostatasyndrom zu einer Linderung der Beschwerden beim Wasserlassen eingesetzt. Die genaue Wirkweise der Präparate im Körper ist nicht endgültig geklärt. Die Präparate werden bei milden Beschwerden verabreicht und haben nur geringe Nebenwirkungen. Ein Therapieversuch sollte zuvor mit Ihrer/m Urologin/Urologen besprochen werden. Sowohl die deutsche, als auch die europäische Leitlinie gibt aufgrund der nicht vorhandenen Studien, sowie der zum Teil deutlichen Unterschiede in der Zusammensetzung der pflanzlichen Arzneimittel, keine Empfehlung zum Einsatz dieser Medikamente.

Nebenwirkungen: Beschwerden des Magen-Darm-Trakts 

 

Alpha-Blocker (Präparate: Alfuzosin, Doxazosin, Tamsulosin, Terazosin)

Ein Alpha-Blocker ist häufig das erste Medikament, welches beim Benignen Prostata Syndrom mit milden bis schweren Symptomen verabreicht wird. Die verschiedenen Präparate sind in Ihrer Wirkung ähnlich wirksam. Bei täglicher Einnahme tritt die Wirkung in aller Regel nach ein paar Wochen ein. Die Verbesserung kann bis zu 4 Jahre anhalten, bevor die Beschwerden erneut zunehmen. Bei Patienten mit Katarakt oder Glaukom sollten die Präparate nicht verabreicht werden.

Nebenwirkungen: Absenken des Blutdrucks mit Auftreten von Schwindel, retrograde Ejakulation mit Verlust des Samenergusses.

 

5a-Reduktase-Inhibitoren (Präparate: Finasterid, Dustarerid)

5a-Reduktase-Inhibitoren führen zu einer Verkleinerung der Prostata, verbessern damit die Miktionsbeschwerden bei Männern mit milden bis starken Beschwerden und können die Notwendigkeit einer Operation verzögern. Die Medikamente wirken allerdings nicht sofort und müssen um die Wirkung zu erreichen mindestens 6-12 Monate eingenommen werden. Die Prostata verkleinert sich um ca. 18-28% und auch der PSA Wert verringert sich um ca. 50%. Der verringerte PSA Wert stellt aber nur eine „Labor-Kosmetik“ dar und dies muss bei der Prostatakrebs-Vorsorge mitberücksichtigt werden.

Nebenwirkungen: Sexuelle Funktionsstörungen mit Störung des Samenergusses und Impotenz, Psychische Erkrankungen (Verminderte Libido, Depression, Angst). Post-Finasterid-Syndrom. Die genannten Nebenwirkungen können auch nach Absetzten des Medikaments fortbestehen.

 

Kombination von Alpha-Blockern mit 5a-Reduktase-Inhibitoren (Präparat: Duodart)

Aufgrund der bereits nach wenigen Wochen einsetzenden Wirkung von Alpha-Blockern und der langfristigen Verkleinerung der Prostata durch 5a-Reduktase-Inhibitoren, werden diese Medikamente häufig auch in einer Kombination verordnet. Insbesondere bei Männern mit einem Risiko der weiteren Verschlechterung (starke Beschwerden und große Prostata) konnte in Studien gezeigt werden, dass das Voranschreiten der Erkrankung verzögert werden kann. Eine Einnahme von mindestens 12 Monaten ist hierfür notwendig.

Nebenwirkungen: ergeben sich aus den einzelnen Präparaten, siehe oben.

 

Phosphodiesterase 5 Inhibitoren (Präparate: Sildenafil, Vardenafil, Tadalafil)

Phosphodiesterase 5 Inhibitoren sind Medikamente, die klassischerweise bei einer Störung der Gliedsteife verabreicht werden. Das Präparat Tadalafil ist in der Dosierung von 5mg auch zur Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung zugelassen. Hierbei bessern sich die Beschwerden beim Wasserlassen. Der Harnstrahl selbst wird durch das Medikament jedoch nicht kräftiger. Als Nebeneffekt verbessert sich auch die Erektion. Es ist noch nicht bekannt, ob eine Operation durch die langfristige Einnahme des Medikaments verzögert werden kann. Eine Übernahme der Kosten muss mit der Krankenkasse abgestimmt werden. Das Medikament darf nicht bei Männern mit Herzerkrankungen verordnet werden.

Nebenwirkungen: Gesichtsröte, Sodbrennen, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen.

 

Muskarinrezeptor-Antagonisten / Anticholinergika (Präparate: Trospium, Darifenacin, Fesoterodin, Flavoxat, Oxybutynin, Solifenacin, Tolterodin)

Muskarinrezeptor-Antagonisten (auch häufig nur Anticholinergika gennant) wirken am Blasenmuskel hemmend und führen zu einem reduzierten Harndrang. Sie werden bei Männern eingesetzt, bei denen die Häufigkeit des Wasserlassens eine der Hauptbeschwerden darstellt. Allerdings sollte bei unvollständiger Blasenentleerung die Einnahme kritisch geprüft werden. Eine zu starke Hemmung des Blasenmuskels kann zu einer Harnverhaltung führen. Insbesondere bei älteren Männern kann es zu Medikamenten-Interaktionen und damit zum Auftreten von Nebenwirkungen kommen. Vorsichtige Gabe bei schlechter Nierenfunktion, keine Gabe bei unbehandeltem Glaukom oder chronisch entzündlichen Darmerkrankungen.

Nebenwirkungen: Nebenwirkungen des Magen-Darm-Trakts (Mundtrockenheit, Verstopfung), Restharnbildung und Harnverhaltung, Tachykardie, Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen.

 

Beta-3 Agonist (Präparat: Mirabegron)

Wie auch die Muskarinrezeptor-Antagonisten wirkt Mirabegron auf den Blasenmuskel mit einer Verringerung der Häufigkeit des Wasserlassens. Beta-3Agonisten sind eine Alternative zu Muskarinrezeptor-Antagonisten bei Männern mit überaktiver Blase. Insbesondere bei Männern >65 Jahre kommt es zu weniger Nebenwirkungen als bei der Einnahme von Muskarinrezeptor-Antagonisten. Auch hier muss das Auftreten von Restharn kontrolliert werden. Bei unbehandeltem Bluthochdruck oder eingeschränkter Leber- und Nierenfunktion sollte das Medikament nicht eingenommen werden.

Nebenwirkungen: Harnverhaltung und Restharnbildung, Harnwegsinfektionen, Kopfschmerzen, Schwindel, Tachykardie.

 

Klassische Prostataoperationen der BPH

Sollte eine Operation der Prostatavergrößerung notwendig werden, so ist heute die transurethrale Ausschälung der Prostata (TUR-P) der "goldene Standard". Ein moderneres Verfahren stellt die Laserung der Prostata durch Lichtleiter, die durch ein Endoskop in die Harnröhre eingeführt werden, dar. Es gibt dabei unterschiedliche Methoden von Laserbehandlungen, die seit über 20 Jahren zur Linderung von Prostatabeschwerden und zur Verbesserung des Harnstrahls eingesetzt werden. Die gebräuchlichsten Verfahren sind die Laserkoagulation, Laserenukleation und die Laserresektion.  weitere Informationen

Schonende Operationstechniken der BPH

In den letzten Jahren haben sich minimalinvasive Eingriffe der gutartigen Prostatavergrößerung in der Urologie etabliert. Die Verfahren wirken mittels Wasserdampf (REZUM) oder Druck (iTIND), alternativ auch durch eine Embolisation der Prostatagefäße. Dabei steht vor allem das günstige Risikoprofil im Vordergrund. Gravierende Nebenwirkungen sind sehr selten, allerdings ist die Wirkung auch nicht einer klassischen Operationsmethode gleichzusetzen. Daher ist eine schonende Prostatatherapie nicht für jeden Patienten sinnvoll.

Priv.-Doz. Dr. Johannes Salem

„Eine auf Ihre Bedürfnisse und Krankheitssituation maßgeschneiderte Prostatatherapie ist das Ziel meiner Beratung!“

 

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